Jörg


Es gab mal eine Zeit, zu der nichts mehr ging und nichts mehr gelingen wollte. Trotz heftigen Betens und Flehens wollte mir dieser herzliche (so wurde mir immer von anderen gesagt) Gott nie helfen. Es gab mal eine Zeit, an der ich Schluß machen wollte mit mit diesem Gott, der mich so enttäuscht hat und soviel Leid zulässt. Es gab mal eine Zeit, da hab ich mir Schuld eingeredet am Tod meiner Adoptivschwester. Sie war das liebste was ich hatte und Gott nahm sie mir und nahm mich noch als Schuldigen (so dachte ich früher) und es passierte, das ich über Schuldgefühle und Trauer nicht mehr sprechen konnte - weder mit den Eltern noch mit Freunden und ich kapselte mich ab. Heute weiß ich, dass nicht nur meine Adoptiv- schwester gestoren ist, sondern meine erste Liebe (ich war damals 9 und sie 8 Jahre) Wir waren ein Herz und eine Seele und ich hätte sie geheiratet, wenn wir erwachsen gewesen wären. Ich schwor mir, niemals mehr eine Beziehung so zu festigen, das ein Verlust/Tod mir weh tun könnte und auch dieses Geschehen würde mir niemals mehr weh tun. Die Mauern waren sehr einfach, und sie waren auch nicht aus Stein, sondern es war der Alkohol, der die Grenze setzte. er wurde mein bester Freund, der mir immer zuhörte und er war der einzige, der das Leben wieder schön und erträglich machen konnte.

Mein Leben verlief so weiter, dass ich den Glauben an mich selbst verlor und glaubte, das mich niemend leiden konnte. Da ich nie mehr eine Beziehung so stärken wollte, dass eine Trennung mir weh tun könnte, pflegte ich meine Freundschaften auch nicht. Ich bekann eine neue Stelle nach der anderen und suchte mir stets unbewusst "Mobbingstellen" aus. Für das, was ich getan hatte, durfte es mir niemals mehr gut gehen. Ich sollte im Sarg liegen und nicht sie, dachte ich und so schnitt mir im Suff als Zeichen für alle, die mich kennen, 2 x extra verkehrt die Pulsader auf. Jeder sollte sehen, wie schlecht es mir ging. Leider bekam dies niemals jemand zu sehen, weil die Arzte mich sofort in eine Klappsmühle stecken wollten. Wie ich ich es schaffte, dass ich morgens im Bett aufwachte und zur Arbeit gehen konnte wusste ich nur bruchstückhaft. Weil mich niemand strafte, bestrafte ich mich des öfteren selbst, indem ich mir mit zerbrochenen Gläsern in die Beine und Arme aufschnitt.

Und so vergingen die Jahre und ich fürchtete schon, das sich niemals mehr etwas ändern würde.

Weihnachten 1997 - ich war zu der Zeit 32 Jahre alt - bekam ich von meiner Mutter eine Bibel geschenkt und ich dachte nur "Ach du Scheiße!". Ich grinste meine Mutter blöde an und sagte: "Danke, Mutti!"und schaute mir die Bibel höflichkeitshalber von allen Seiten an (Ich muß sie mir wohl irgendwann mal gewünscht haben). Eigentlich hab ich die Bibel nur für den Fall behalten, wenn meine Eltern einmal zu Besuch kommen. Sie sollten das Buch sehen können.

Es heißt doch, daß man erst einen anderen Weg geht, wenn der eigene so beschissen ist, daß man sich selbst nicht mehr da drin bewegen kann. Und wenn es mir so ging, nahm ich mir dieses - naja (zu dieser Zeit) - blöde Buch zur Hand und fing an zu lesen. Ich hab gelesen, gelesen und gelesen in der Annahme, es wären erst 30 Minuten vergangen. Ich merkte nicht, daß ich schon mehrere Stunden las, was eigentlich sehr ungewöhnlich war, da ich ein extremer Lesemuffel bin. Manchmal las ich verschiedene Geschichten und Worte mehrmals, weil ich sie nicht immer verstand - ganz besonders aber weil ich bemerkte, daß ich je öfter ich darin las, ich immer einen anderenn Sinn erkannte, der in irgendeiner Weise in mein Leben passte. Auch viele Antworten bekam ich, die mir aber nicht viel gebracht haben, weil es - wenn ich dieses Buch wieder zuschlug - genauso weiter ging, wie vorher auch.

1999 bekam ich einen Computer für 300 DM; ein altes Auslaufmodell (4/86), den mein Bruder von seinem Betrieb mitbrachte. Wie weiß ich nicht, aber irgendwann und irgendwie ging dieser Computer seltsamerweise kaputt. Als ich ihn eines Abends einschalten wollte bootete er hoch und der Bildschirm wurde sofort schwarz. Alle Betriebssysteme waren weg und ich konnte nicht mehr hochbooten. Ich gab ihn zu einem Spezialisten, der mir bestätigte, daß nichts mehr zu reparieren sei. Am nächsten Tag kaufte ich mir einen neuen Computer. Ich wollte keinen mit Modem haben, da ich wußte, daß das Internet zu teuer ist. Komischerweise gab es aber nur PC's mit Modem - also war es mir egal! Ich verschenkte meinen alten 4/86er an einen Bastler zum "Ausschlachten". Und jetzt kommts: Er machte den Computer auf, drückte mal hier und dort, schaltete das Gerät an und das Ding bootete hoch, als wäre nie etwas gewesen. Seltsam! Selbst Spezialisten haben das nicht hingekriegt? “Was soll das bedeuten?”, dachte ich mir.

Von Natur aus bin ich ein sehr neugieriger Mensch ... ich wollte ins Internet. Mein Bruder erzählte mir, daß AOL (damals) der teuerste Anbieter war. Ich entschied mich für MSN. Tja, und dann klappte irgendwas mit der Installation nicht. Eine AOL-Werbe-CD mit Freistunden kam mir in die Hände und in meiner Not installierte ich diese.

Obwohl ich mit Gott Schluß machen wollte, ließ mich der Gedanke nicht in Ruhe, daß es vielleicht doch einen Gott geben könne. Und wenn es so wäre, wäre es mein Wunsch, daß ich es schaffe, vor meinen Tod an ihn glauben zu können. Aber wie, dachte ich mir. Der redet nicht und der zeigt sich nicht. Meine größte Angst hingegen war die Aussage von Nostradamus, daß die Erde am 11.11.1999 durch einen abstürzenden Meteoriten zu 1/3 zerstört wird. Diese Angst nagte in mir und ich wurde panisch.

Nach einiger Zeit bemerkte ich, daß es in den AOL-Chat-Räumen den "Raum Gottes" gab. Ein Chat-Raum, in dem sich unter anderem auch ständig Christen aufhielten. Ich ging in diesen Raum und schrieb vor lauter Wut in Großbuchstaben: KANN MICH DENN NIEMAND ZU GOTT BRINGEN? Ein paar Tage später bekam ich eine Antwort von jemanden, der dies gelesen hatte. Mit dieser ins buddhistisch gehenden Antwort konnte oder wollte ich nichts anfangen. Diese Person versicherte mir aber, daß laut Bibel die Vorraussage des Nostradamus nicht passieren würde - ich konnte das aber nicht glauben und schenkte Nostradamus mehr Glauben als der Bibel. Da ich ja noch vor meinen Tod an Gott glauben wollte lief mir die Zeit weg.

Ich kannte die Bibel ja auch ein wenig, war aber damals noch der Überzeugung, daß sie sich widersprechen würde. Ich entschied mich dafür, im "Raum Gottes" ein bißchen Unfrieden und Verwirrung zu stiften. Was mir gar nicht bewußt war: ich lernte in all jenen Tagen mehr über Gott - mußte ja schließlich hier und da in der Bibel nachlesen um Argumente und Gegenargumente zu finden.

Am 11.11.1999 blieb die Erde dieselbe wie am Tag zuvor.

In dieser Zeit mußte ich schon so um die 3.000 DM an AOL gezahlt haben, da AOL damals noch mit Telekom zusammen arbeitete und man doppelt bezahlen mußte. Ich wußte nicht mehr, wie ich das Geld für die Rechnungen auftreiben sollte, bis zu dem Tag, an dem ein Versicherungvertreter zu mir kam und mir mit einer Änderung meiner Versicherunsanlagen 5.000 DM rausschlug. Dieses Problem war gelöst. Die Christen in den Räumen wuchsen mir trotz meiner Versuche, zu provozieren, ans Herz und wurden zu meinen Online-Freunden. Ich änderte meinen Screen-Namen. Nun konnte ich der hohen AOL-Gebühren nicht mehr länger bei AOL bleiben, wollte aber meine Onlinechristen nicht verlieren. Dann las ich plötzlich, daß AOL billiger werden soll und ich konnte weiter online gehen, was mich sehr freute.

Eines Tages bemerkte ich, daß mein neuer Sceemname auf einer Christlichen Mailingliste stand - ich weiß bis heute nicht, wem ich das zu verdanken habe. Von einem Tag auf den anderen explodierte meine Mailbox. Christliche Mails türmten sich und ich hatte teilweise an die 50 bis 100 Mails zu lesen. Jemand aus dem Verteiler antwortete auf meine Frage, was der Verteiler sei: "Lies und schreib einfach mit!" - das tat ich dann auch.

Im Laufe der Wochen bemerkte ich, daß meine provozierenden Mails immer liebevoller, nachdenklicher und ehrlicher wurden. Ich bemerkte, daß ich wieder lernte Gott jeden Tag mehr zu lieben. Unbewußt waren meine Gedanken nur noch bei Gott und anstatt in Internet zu surfen suchte ich den Kontakt mit Christen. Ich kannte ja auch nur Christen im Internet - so wurde AOL zu meiner zweiten Heimat. Die für mich wichtigsten Fragen waren: "Warum redet Gott nicht mit mir?", "Warum läßt Gott das ganze Leid zu?" Ich bekam Antworten die auf einmal lebendig wurden ... es waren Worte aus den Bibel. Worte, die ich kannte aber erst jetzt kappierte. Jetzt erst wurde mir klar was Jesus damit meinte, als er sagte: "Nur wer an mich glaubt, wird meine Worte verstehen" Ich übergab an diesem Herbsttag mein Leben Jesus Christus.

Als ganz frischer Christ, der ja nur Christen im Internet kannte, fehlte mir eine Gemeinde. Einer meiner Online-
Geschwister kam zu mir nach Hause, um mit mir in eine Freie Evangelische Gemeinde in meinem Heimatort zu gehen. Er fuhr fast 400 km dafür, um dies für mich zu tun. "Geschwisterliebe" nannte er das. Sowas kannte ich noch nicht ... aber ich fand es herrlich.

Wie ich schon erzählte entwickelte ich mich zum Alkoholiker und Alkohol und Drogen gehörten zu mir - ... wie Gott. Dieser neue schöne Glaube aus einer Mischung von Drogen und Glaube an Gott wurde mir zu einer täglichen Zuflucht ... einem Trugbild. Mit einem Mal wurde mir jedoch klar, daß ich mich entscheiden mußt zwischen Alkohol/Drogen und Gott. Alles zusammen geht nicht.

Eines Tages entstand ein Kontakt zu einer lieben
Frau aus der Mailing-Liste, der ich mein Leid klagte. Innerhalb kurzer Zeit bekamen wir großes Vertrauen zueinander. Ich erzählte ihr, daß ich Alkoholiker bin und auch was dagegen machen wollte ... außer einer stationären Therapie. Sie war aber davon überzeugt, daß genau dies der richtige Weg sei und ließ nicht nach mich zu "bearbeiten". Wir haben viel zusammen durchgemacht bis zu dem Zeitpunkt wo ich mich dann doch für eine stationäre Therapie entschied.

Die ganze Zeit über merkte ich, daß ich die Zügel meines Lebens gar nicht mehr in der Hand hielt, sondern daß es im Grunde immer wo anders hinging als ich es wollte. Kein Wunder, Jesus sollte ja auch mein Leben führen. Ich brauchte viel Mut, um es meinen Eltern zu beichten und genau dies war es, wovor ich Panik hatte, was würde sie denken. Sie nahmen es eigentlich sehr gelassen hin ... ich war total verwundert.

Dann ging alles rasend schnell.

Schon ein paar Tage später war ich zum Entzug in der
Klinik. Eine Woche mußte ich dort bleiben ... es war die längste Woche meines Lebens. Sofort bekam ich Ausgangs- und Kontaktsperre, ich konnte nicht einmal mehr Kerstin oder meinen Eltern bescheid geben, daß es mir gut geht und wo ich bin. Daß ich Kerstin nicht anrufen konnte machte mir bewußt, wie sehr ich sie vermißte und wie sehr sie mir ans Herz gewachsen war. Als mein Entzug vorbei war dachte ich das wäre es gewesen. Wieder sollte es anders kommen: Mein Helfer von der Internetmission erklärte mir geduldig, daß dies doch nur der Entzug und nicht die eigentliche Therapie war. Ich sollte ihm in den nächsten Tagen Bescheid geben, ob ich mich stationär behandeln lassen wollte oder nicht. Ich dachte, so lang kann das ja nicht dauern. Aber: es sollten mehrere Monate werden. Ich sagte zu ihm: "Ich mach es, aber zuerst will ich mit Kerstin reden!" Von zu Hause aus rief ich sie an. Irgendwie ist dann passiert, daß ich ihr meine Gefühle zu ihr offenbarte ... und sie erwiderte sie.

Das Treffen der
Internetmissions Mitglieder war gekommen. Kerstin war damals Mitglied und ich war als Gast dort. zwischen uns beiden funkte es gewaltig. Bis zum Beginn der Therapie hatte ich noch Zeit sie 3 Tage zu Hause zu besuchen. Dann gings direkt in die Klinik und ein Problem jagte das andere. Sechs Monate Therapie! Verliebt! Was wird aus meinem Job? Bleibe ich standhaft wenn ich nach der Therapie meine alten Freunde wieder treffe? ... aber auch hierbei half mir Jesus. Er sorgte dafür, daß Kerstin mich jede Woche besuchen konnte - was auch einfach 400 km waren -, daß mein Chef mir nach meiner Therapie kündigte, so daß ich Arbeitslosengeld beziehen konnte, obwohl er sich zuerst weigerte, da er ja nicht grundlos den einen Gesellen kündigen kann, wenn er gleichzeitig einen anderen sucht. Meine Beziehung zu Kerstin wurde so fest, daß ich es wagen konnte, im Anschluß an die Therapie meine Wohnung aufzugeben und zu ihr zu ziehen (so war auch die Frage nach den alten Freunden abgehakt). Ich hatte viel aufzuarbeiten in diesen Monaten ... eine Menge zu verkraften und anzusehen was mein Leben betraf. Jetzt weiß ich - auch wenn ich es damals oft nicht spürte - daß Gott immer bei mir war und mich dort getragen hat, wo ich nicht mehr gehen wollte/konnte. Während der ganzen Zeit lernte ich viel über Gott. Die Klinik des Blauen Kreuzes ist ein christliches Haus. Es gibt neben Andachten und Tischgebeten freiwillig tägliche Bibelkreise und ein wöchentliches Bibelgespräch.

Heute sind Kerstin und ich über 1 jahr verheiratet. auch hier wirkte Jesus an mir, denn ich lies das erste mal im Leben wieder Liebe zu, selbst wenn ich noch ein wenig probleme damit habe, so bin ich gewiss, das die Heilt wie eine Wund nach einer Zeit immer besser wird.

Wenn ich den alten Jörg anschaue und den heutigen, kann ich nur sagen: Es ist ein Wunder geschehen. Auch wenn ich noch nicht 100% geheilt worden bin so laufe ich unter Gottes Schutz und das macht mich froh und beruhigt mich

Ich weiß mich beschützt und geborgen, darum bin ich voll Freude und Dank (Psalm 16,9)

Dieser Bericht ist ein Ausschnitt von fast 2,5 Jahren Reise mit Gott, bei der ich noch lange nicht im Ziel bin ... aber immer unterwegs

Danke Oh mein Retter Jesus! :-)

** Dies ist eine Übersetzung aus dem Hollywood-Jesusfilm "Jesus von Nazareth(Der König der Juden) von Lk 8,10 Er aber sprach: Euch ist's gegeben, die Geheimnisse des Reiches Gottes zu verstehen, den andern aber in Gleichnissen

Jörg




Links zu Jörgs Websites:

www.gott-zur-ehre.de
www.suchtnetz.de



ZURÜCK ZUR ÜBERSICHT